Atelier BB Malerei und Fotografie Geschriebenes
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Geschriebenes

Immer wieder entstehen Bilder auch in besonderen Stimmungen. Manchmal entsteht dazu auch noch etwas Geschriebenes, wie Sie es auf dieser Seite erfahren können.

Eine Rose für P.

Eine Rose für P.

 

Zitternd halte ich noch immer den Brief in der Hand. Die Zeilen verschwimmen vor meinen Augen, denn der Zeitungsausschnitt trifft mein Herz wie ein Messer. Ich fühle mich ohnmächtig gegen die Worte, die ich lesen muss. Immer und immer wieder!. Aber der schwarze Rand um die Anzeige bestätigt das Unfassbare.

Es ist erst wenige Wochen her, wir telefonierten miteinander. Deine Stimme klang ruhig. Es war ein ungewöhnlich langes Telefongespräch. Ich vergaß alles, während wir redeten, sodass mir sogar das Essen auf dem Herd anbrannte. Jetzt weiß ich, dass es dein Abschiedstelefonat war. Ein Abschied für immer!

Ich war so froh, deine Stimme zu hören. Es war fast wie in alten Zeiten, als wir noch zur Schule gingen. Mit dir konnte ich über alles reden. Vier lange Jahre warst du beinahe täglich für mich da.

Dann kam der Tag deines Unfalls. Wochenlang lagst du im Koma. Wir konnten nur warten. Aber als du endlich aufwachtest, erkanntest du mich sofort wieder. Aber plötzlich war alles anders.

Die Tränen standen mir in den Augen, als ich sah, wie du dich quältest bei den ersten neuen Schritten auf dem kargen Krankenhausflur, gestützt durch die Schwester.

Doch die Zeit verging. Und die Zeit heilte die äußeren Verletzungen an deinem Körper. Jedoch nur die äußeren Spuren des Unfalls verblassten. Nicht so die Verletzungen deiner Seele! Es war kein normaler Unfall. Das erzähltest du mir später.

Dein Sprung aus dem Fenster geschah aus panischer Angst.

Angst vor den Verfolgern!

Verfolgt im Wahn!

Verfolgungswahn!

Darüber sprachst du mit mir. Du hast Bücher gelesen, wolltest wissen, was mit dir los war, ob du verrückt wirst. Du wolltest gesund werden, aber kein Arzt konnte dir helfen.

Jetzt bist du nicht mehr da!

Du konntest dein Leid nicht mehr ertragen! Und du wolltest niemandem zur Last fallen!

Ich stelle mir vor, was du fühltest, als du den Zug kommen sahst. Ich kann die Verzweiflung in dir spüren, aber nicht begreifen. Nicht fassen! Das Wort „unfassbar“ bekam seine wahre Bedeutung. Warum? Warum gab es nur diesen Weg für dich? Eine Antwort gibt es nicht mehr.

Du bist nicht mehr da!

Ich vermisse dich.

 

Jahre später stehe ich an meiner Staffelei. Ich male eine Rose.

Eine große Rose für dich.

Aber sie hat einen so zarten, zerbrechlichen Stiel.

Er kann die riesige Blüte gar nicht tragen! So wie das Leben dich nicht tragen konnte.

Die Rose scheint  auf dem Bild zu schweben.

Sie schwebt für dich, liebste Freundin.

Doch an dein Grab kann ich noch immer nicht gehen.

 

 (entstanden im September 2008)

 

Anmerkung: Das ist eine wahre Geschichte. 2010 stand ich endlich an ihrem Grab.

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© Birgitt Bartelt

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